Ein großes Herz, ein bewegtes Leben

Gelungene hausinterne Lesung mit Judith Rimmelspacher

Rund 30 Interessierte erlebten am 15. September ein trotz Bewegungseinschränkungen geistig putzmunteres „Badener Mädle“ (O-Ton Selbstbeschreibung), das sich an den jungen Alkoholkranken erinnerte, der ihr erster Schützling gewesen war und den sie durch sein Leben mit allen Höhen und Tiefen begleitet hatte. So setzt sie ihm und den oft unkonventionellen, improvisierten stets menschlichen suchttherapeutischen Begegnungen mit ihm posthum ein Denkmal. Selbstkritisch merkte sie an, erst im Laufe des Lebens eine ausgewogene Balance zwischen Wärme und Distanz gefunden zu haben, die es ihr erlaubt habe, jahrzehntelang für Menschen in Not dazusein, ohne sich selbst aufzugeben.
Die Karlsruher Autorin, die jahrzehntelang die diakonische Suchtberatung der Fächerstadt mit aufgebaut und geprägt hat, ist seit 2006 (dem Jahr ihrer Verabschiedung in den Ruhestand) vermehrt schriftstellerisch aktiv. Bereits 1991 hatte sie den Mundartpreis gewonnen. Für ihr jahrelanges Engagement erhielt sie das goldene Kronenkreuz der Diakonie und wurde Ehrenmitglied des Karlsruher Freundeskreises für Suchtkrankenhilfe. In ihren Erzählungen, die teils in Dialekt geschrieben sind, verarbeitet sie autobiographische Erlebnisse – ungeschminkt, direkt, durch kreative Gedankensprünge immer wieder überraschend und stets nah am Menschen, mitten im Leben. Sie durchlebt Freude und Trauer, Tragik und Schmerz, Liebe und Schicksalsschläge und läßt ihre Leser ohne Wenn und Aber daran teilhaben – stets respektvoll, nie reißerisch, oft humorvoll. Ihr bewegtes Leben spannt sich im Hin- und Hergeworfensein zwischen Himmel und Erde und gründet im Aufgehobensein in Gottes Hand. Ihre Werke sind im Verlag Regionalkultur erschienen.
Die Lesung bot Gelegenheit, vom allzu menschlichen Drang zu hören, immer wieder in ähnliche Fallen zu tappen, und darüber ins Gespräch zu kommen, wer und was in Not und Verzweiflung helfen kann. Die Zuhörer zeigten sich beeindruckt und konnten vielfach Bezüge zu ihrem eigenen Leben herstellen – ein rundum gelungener Nachmittag.