I love my Smartphone

Wer hat sich nicht schon mal insgeheim gefragt, ob der eigene Umgang mit dem Handy oder Smartphone schon suchtartigen Charakter hat? Dabei ist es nicht nur die zunehmend intensive und allgegenwärtige Nutzung, sondern auch das Erleben eines kleinen Kontrollverlustes, wenn man nur eben mal nach der Uhrzeit schauen will und plötzlich eine halbe Stunde verdaddelt hat mit verlockenden Apps und Angeboten. Das kennen sowohl Patienten, als auch Mitarbeitende der Klinik.

Dirk Schulze will derlei nicht verteufeln oder moralisieren, wohl aber die Folgen aufzeigen und zu einer selbstbestimmten und verantwortungsvollen Nutzung ermuntern. Dabei ist er auf dem Feld der Prävention schon „ein alter Hase“, der mit viel Herzblut und Eigeninitiative sein Präventionsprojekt „Drogeneisenbahn“ auf den Weg gebracht hat (mehr unter: www.drogeneisenbahn.de) und damit seit über 20 Jahren Kinder und Jugendliche informiert.
Sein Programm auch einmal in einer Suchtklinik vor Erwachsenen vorzustellen war eine neue Herausforderung, wobei die Resonanz der Patienten ihm eindeutig recht gab. Schnell kam er in Kontakt mit ihnen, berichtete auch offen von seinem Umgang mit dem Handy und dozierte nicht „von oben herab“, sondern war auch an den Erfahrungen seiner Zuhörer ehrlich interessiert. Diese waren durchaus unterschiedlich. Gerade ältere Patienten konnten sich noch gut an Zeiten ohne Smartphone erinnern und standen den allgegenwärtigen Handys mitunter auch kritisch gegenüber. Aber auch jüngere Patienten nahmen Nachteile wahr und erlebten die permanente Handynutzung zum Teil als respektlos anderen gegenüber. Auch der Zusammenhang zwischen klassischem Suchtverhalten und Handynutzung interessierte viele.
Die Frage ob wir es jedoch mit einer klinisch fundierten und extrem verbreiteten neuen Suchtform zu tun haben, gilt es differenziert zu beantworten. Nicht alles was wir intensiv tun und nicht immer vollständig steuern können, ist gleichzeitig auch eine Sucht. Insbesondere die Fortführung des Verhaltens trotz negativer Konsequenzen hält sich bei den meisten noch in Grenzen. So ver- und behindert die Smartphone Nutzung meist weniger massiv das Sozial- und Arbeitsleben als die uns bekannten Suchtformen – gleichzeitig verändert sie jedoch mitunter die Qualität des Zusammenlebens im Sinne einer zunehmend geteilten Aufmerksamkeit im Vergleich zur fokussierten Aufmerksamkeit. Im besten Fall entscheiden wir uns bewusst für eine Form der Aufmerksamkeit und überlassen diese Entscheidung nicht einem technischen Gerät.